Das Internet soll für alle da sein – und zwar ohne Ausnahme!Die Realität sieht jedoch oft anders aus: Viele Webseiten sind ein Hindernisparcours für Menschen mit Seh-, Hör- oder motorischen Einschränkungen.Zu kleine Schrift, schlecht lesbare Farben, Formulare, die sich nur mit der Maus bedienen lassen – das alles macht das Surfen für Millionen Menschen unnötig kompliziert. Barrierefreies Webdesign ist die Lösung. Es ermöglicht allen Zugriff auf digitale Inhalte und bringt klare Vorteile für alle.
Also, warum ist das Thema so wichtig? Welche Regeln gibt’s? Und vor allem: Wie setzt man das Ganze vernünftig um?
Wenn wir von Barrierefreiheit im Web sprechen, meinen wir eine Gestaltung, die niemanden ausschließt. Eine Seite sollte auch für jemanden lesbar sein, der Farben nicht unterscheiden kann. Oder für jemanden, der keine Maus nutzen kann. Oder für jemanden, der Texte lieber vorlesen lässt.
Das betrifft übrigens nicht nur Menschen mit dauerhaften Einschränkungen. Wer schon mal mit einer kaputten Maus, in der prallen Sonne auf dem Handybildschirm oder mit einer Verletzung am Arm eine Website bedienen musste, weiß, wie nervig es sein kann, wenn eine Seite nicht mitdenkt.
Ich mache Inhalte wahrnehmbar, bedienbar, verständlich und robust. Das World Wide Web Consortium (W3C) hat diese vier Prinzipien als fundamentale Basis für die Web Content Accessibility Guidelines (WCAG) definiert.
Ganz einfach: Weil jeder das Internet nutzen können sollte.
Es gibt ein paar einfache Dinge, die jede Seite zugänglicher machen – und dann gibt’s die kniffligen Details. Hier ein Überblick:
✔ Einfache, verständliche Sprache – keine endlosen Bandwurmsätze oder Fachchinesisch
✔ Überschriften clever nutzen – <h1> für den Haupttitel, <h2> für Unterpunkte usw.
✔ Alternative Texte für Bilder (<alt>-Attribute) – wichtig für Screenreader
✔ Transkripte oder Untertitel für Videos – auch praktisch, wenn man in der Bahn unterwegs ist
✔ Maus? Tastatur? Beides! – Alle Funktionen müssen auch per Tastatur erreichbar sein
✔ „Skip to Content“-Link – damit man nicht jedes Mal das komplette Menü durchklicken muss
✔ Keine hektischen Animationen, die nicht gestoppt werden können – das kann für manche Menschen extrem störend sein
✔ Text muss lesbar sein – hellgrau auf weiß? Bitte nicht. Die WCAG empfehlen mindestens ein Kontrastverhältnis von 4,5:1 für normalen Text
✔ Farben nie als alleinige Information nutzen – also nicht nur „Felder in Rot sind Pflicht“, sondern zusätzlich eine eindeutige Meldung
✔ Eingabefelder ordentlich beschriften – nicht nur Platzhalter verwenden, sondern echte Labels
✔ Klare Fehlermeldungen – „Fehler 4832 in Zeile 14“ hilft niemandem. „Bitte geben Sie Ihre E-Mail-Adresse im richtigen Format ein“ dagegen schon
✔ Klickflächen groß genug machen – kleine Buttons sind für Menschen mit motorischen Einschränkungen schwer zu treffen
Es gibt ein paar Tools, die helfen, Barrieren aufzuspüren.
🔎 WAVE Web Accessibility Evaluation Tool – zeigt Probleme bei Farben, Alternativtexten und Struktur
🔎 Lighthouse (Google Chrome DevTools) – prüft Barrierefreiheit und gibt Verbesserungsvorschläge
🔎 Contrast Checker – hilft, Farben mit genügend Kontrast auszuwählen
🔎 NVDA Screenreader – zeigt, wie blinde Nutzer die Seite erleben
Aber am wichtigsten ist: Testen mit echten Menschen! Kein Tool der Welt kann wirklich einschätzen, wie sich eine Website für jemanden mit Einschränkungen anfühlt.
Die Idee dahinter ist eigentlich ziemlich simpel: Barrierefreies Webdesign macht das Internet für alle besser. Es sorgt dafür, dass jeder digitale Inhalte nutzen kann – egal, ob mit oder ohne Einschränkungen, auf welchem Gerät auch immer. Und als netter Nebeneffekt? Die Benutzerfreundlichkeit steigt, Google mag es lieber, und rechtlich ist man auch auf der sicheren Seite.
Statt Barrierefreiheit als lästige Pflicht zu sehen, sollte man sie als Chance begreifen – eine Möglichkeit, das Web für wirklich jeden zugänglich zu machen. Eine gut durchdachte Website schadet schließlich niemandem, im Gegenteil: Sie bringt nur Vorteile. Also warum nicht direkt richtig machen?